|
||||||
|
Rollfuss Umbau für Singer HD6335 NähmaschineEin Rollfuss an einer Nähmaschine ist ideal um enge Kurven zu nähen und für dicke Materialien wie Leder. Im Gegensatz zu normalen Nähfüssen gleitet ein Rollfuss nicht, sondern er rollt. Beim Nähen hat man auch immer freie Sicht auf die Nadel, was ein präzises Nähen mit schönen Stichen ermöglicht. Für meine Singer HD6335 habe ich auch einen Rollfuss gesucht, aber nirgends etwas passendes gefunden. Schliesslich habe ich etwas gefunden, was ich als Basis nehmen und modifizieren konnte.
Ich wollte nichts teures kaufen, da ich nicht wusste, ob ein Umbau bei meinen knappen Platzverhältnissen überhaupt möglich ist. So habe ich mich für diesen Rollfuss entschieden, der kugelgelagerte Rollen hat und normalerweise zu einer Singer 17u oder einer ähnlichen Industrie Nähmaschine passt. Für wenig Geld habe ich diese 3 Rollfüsse in unterschiedlichen Grössen gekauft (Rollendurchmesser: 22, 25, 28 mm) und will diese nun für meine Singer HD Nähmaschine passend machen.
Links seht ihr den originalen Rollfuss wie ich ihn gekauft habe und rechts davon die Position der Rolle wo sie für meine Singer Nähmaschine sein sollte.
Um mir das Biegen einfacher zu machen, habe ich mir diese abgewinkelte Lehre aus Aluminiumblech gemacht, um das Rad einfacher in die gewünschte Position zu bekommen.
Zum Biegen von solch kleinen Teilen ist ein Induktions-Heizgerät die richtige Wahl. Es wird nur die Stelle rotglühend erhitzt, wo ich biegen will und es verbrennt mir den Rest vom Bügel nicht.
Der Bügel ist gebogen und ich kann das Loch an der neuen Position bohren.
Beim ersten Test an der Nähmaschine stimmte der Winkel noch nicht ganz und ich musste den Bügel nochmals erhitzen und leichte Korrekturen vornehmen.
Nun passt alles und die Rolle streift auch nirgends.
Beim Anheben des Fusses habe ich auch genügend Luft.
Nach diesem Test kann ich die restlichen Rollfüsse auch biegen und den Bügel im vorderen Teil kürzen.
Prinzipiell funktioniert alles, aber es gibt noch ein paar Kleinigkeiten zu tun. Als erstes soll der Rollfuss etwas schöner aussehen. Dazu habe ich die scharfen Kanten des Aluminium Blocks gerundet und danach die Teile 24 h in den Vibrations-Tumbler geworfen.
Im Hintergrund seht ihr das Teil, wie es den Vibrations-Tumbler verlassen hat (noch leicht matt). Im Vordergrund liegt die Version nach zusätzlichem Polieren von Hand.
Was auch noch fehlt, sind neue Federn. Die alten passen von der Form nicht mehr und sind mit 1 mm Dicke viel zu stark. Ich habe mich neu für 0.5 mm Federstahlblech entschieden.
Gebogen habe ich das Blech im Schraubstock mittels Gummi Backen, denn bei scharfen Kanten kann das Federstahlblech leicht brechen.
Links ist die originale Feder und rechts ein neues Exemplar, welches mir gebrochen ist. Das war beim ersten Versuch ohne eingesetzte Gummibacken und ich wollte es anfänglich auch zu stark biegen …
Ein Loch in einem Federstahlblech kann man nicht einfach mit einem HSS Bohrer machen. Ich habe die Löcher mit dem Dremel und diesem runden Schleifstein gemacht, was sehr gut funktioniert hat.
Die längeren Anschlagschrauben habe ich aus einer Gewindestange angefertigt.
Alle Teile sind nun bereit und ich kann Feder und Bügel noch neu brünieren, da nach der Bearbeitung viele Stellen wieder Blank sind.
Hier liegen alle Teile fertig brüniert und eingeölt. Die Bügel habe ich schwarz brüniert und die Federn in einem bläulichen Ton (nicht so gut sichtbar auf der Foto).
Nun ist alles bereit.
Der Zusammenbau kann beginnen.
Es folgen ein paar Fotos aus verschiedenen Blickwinkeln.
Ich könnte die Füsse nun montieren, aber ich habe gemerkt, dass die originale Schlitzschraube etwas zu kurz ist und eine Schlitzschraube ist in diesem Fall die schlechteste Option, da sie mit der einen Hand gehalten werden muss und mit der anderen bediene ich den Schraubenzieher … Hier musste eine bessere Lösung her in form einer Inbus-Schraube, welch ich auf den Inbus Schlüssel stecken kann und dann mit einer Hand arbeiten kann. Leider ist die Singer ein US-Produkt mit US Gewinden. In diesem Fall handelt es sich um ein UNF Nr. 6-40 Gewinde und eine solch passende Inbus Schraube habe ich nirgends gefunden. Das heisst ich musste diese selber machen. Dazu nehme ich eine M4 Inbus Schraube mit langem Schaft, überdrehe diese auf 3.5 mm Durchmesser und schneide das Gewinde UNF Nr. 6-40. Anschliessend noch den Kopf schön überdrehen und ich habe meine benötigte Schraube.
Nun fehlt aber noch das passende Werkzeug mit Aluminium Griff um diese Schraube zu montieren. Den Griff habe ich gerändelt und anschliessend noch überdreht. an der Spitze habe ich dann ein Loch gebohrt und den Teil eines Inbus Schlüssels hinein gepresst.
Nun kann ich die Inbus Schraube auf mein Werkzeug setzen ohne dass ich die Schraube halten muss kann und damit den Rollfuss montieren. Dazu muss wie auf dem Bild sichtbar, die Rolle seitlich weg-geklappt werden. Das Transportrad muss auch weg-geklappt werden, wenn man den Faden einfädelt.
Die Rolle muss dabei direkt auf der linken langen Zahnreihe vom Transporteur laufen. Die Nadel sollte so dicht wie möglich neben dem Transportrad sein, dieses aber in keinem Fall streifen.
Die Rollenachse deckt sich mit der Nadel.
Jetzt kann ich meine neuen Rollfüsse produktiv einsetzen.
|